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Hannovers selbstverwaltetes Studierendenwohnheim


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2006 - 2007: Die Vernetzung

Das Schwesternhaus wird verkabelt

delete: <table> delete: <caption class="csc-textpic-caption"> © Christian Stolz delete: </caption> delete: <tbody> delete: <tr> delete: <td> delete: </td> delete: </tr> delete: </tbody> delete: </table>

"Hey, wie ist das denn hier mit Internet?" fragten nicht wenige Neueinzieher, die ins Schwesternhaus eingezogen sind. Die Antwort war meistens nicht ganz einfach: "Frag mal bei Olivier in der 101 nach, da kannste vielleicht mit ran", oder "Ich weiß auch nicht, wem das WLAN gehört, dass du empfangen kannst." oder "Im 2. Flur ist ein offenes WLAN, dann kannst du zumindest kurz Emails checken". Wenige Wohnungen hatten einen eigenen Telefon- und Internetanschluss, einige WGs hatten auch einen und einige hatten sich sogar zu kleineren und größeren Netzwerken für Telefons und Internet zusammengeschlossen. Einzelne, lange Kabel - die auch heute noch im Keller und auf den Fluren zu finden sind, verbinden verschiedenste Zimmer miteinander. So genau weiß heute niemand mehr welche und wie. Denn nicht nur Internet, sondern auch ISDN-Leitungen wurden auf verschiedensten Wegen verlegt. Die längste bekannte Verbindung ging (geht) von der 101 im Nordspitzdach zur Wohnung 7 im 1. Flur im Süden.

"Wie wärs denn einen gemeinsamen Internetanschluss für alle zu holen?" fragten dann noch ein par der Neueinzieher, die sich ärgerten 20 bis 40 Euro pro Monat an die Telekom oder andere Provider zu bezahlen zu müssen. "Das war vor Jahren mal geplant, als zusammen mit Kabelfernsehen Kabel in alle Wohnungen gelegt werden sollte. Dann wurde bekannt, dass es DVB-T geben wird und das Projekt ist gestorben" erklärten die alten Hasen. "Außerdem ist das extrem aufwendig und teuer und die Flure sind gerade erst renoviert - das lohnt nicht. So dringend braucht man das Internet auch nicht." hieß es. So war der Stand im Haus bis Mitte 2006.

Unter Federführung des Dreier-Teams Olivier (101), Stephan (37) und Thomas (106) wurde Mitte 2006 das Projekt Schwesternhaus-Vernetzung erneut aufgegriffen. Am 21.05.06 ging die erste Anfrage über den Emailverteiler. Entscheidend, dass das Projekt überhaupt mehrheitsfähig waren, war wohl die Idee, die alten Kaminschächte in alle Wohnungen zu nutzen und die Kabel erst im Keller zusammenzuführen. Aber was tun im Spitzdach? Alles Gute kommt von oben: Fast über dem gesamten Spitzdach ist ein Dachboden, so dass von hier die Kabel kommen können (was sich letztlich bei der Verlegung als weitweniger trivial herausstellte als gehofft). Also die Grundidee stand schon mal. Nun wird von jedem, der im Schwesternhaus ein größeres Projekt plant, so ziemlich am ersten Tag seiner Idee verlangt, dass er (oder sie) eine belastbare Finanzrechnung vorlegt. Auf der Mitgliederversammlung 2006 nahm die Schwesternhaus-Vernetzung dann ihre erste Hürde: 20.000 Euro wurden freigegeben. In einer Zeit, in der die Erinnerungen an die Mittelbadsanierung (deren Kosten sich fast verdoppelt hatten) und an den Wiederaufbau des Mittelspitzdaches (der so teuer wurde, dass der SchwesternhausVerein fast zahlungsunfähig war) noch immer die alten Hasen zu Schweißausbrüchen und pathetischen Reden motivierten und in der zeitgleich 70.000 Euro für die Sanierung der Nordbäder freigegeben wurden, war das keine leichte Diskussion im Schwesternhaus, das ja auch gerne diskutiert. Neben dem Argument, dass heute ein Internetanschluss einfach zum Standard eines Studentenwohnheims gehört, wurde auf vielen PowerPoint-Folien (etwas detaillierter als hier) vorgerechnet: 20.000 Euro auf 20 Jahre sind 1000 Euro pro Jahr, sind bei 120 Bewohnerinnen und Bewohner und 12 Monaten pro Jahr rund 70 Cent pro Kopf pro Monat, zuzüglich laufender Kosten etc. sind das 1 bis 2 Euro pro Person pro Monat. Das war natürlich wirklich sehr viel günstiger als HTP, Telekom etc. und als die Kostenschätzung von vorherigen Planern und Unternehmen die schnell 50.000 Euro erreichten. Der Unterschied: Die Kabel sollten in Eigenleistung durch Arbeitsstunden verlegt werden.

 

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Viele HVVen, Planungstreffen, Email-diskussionen, entrümpelte Dachböden und Keller, und immer neuen Problemen im Detail später, ging es am 12.05.07 (also nur ein Jahr nach der Wiedergeburt der Idee) dann los mit dem Bundeswehrflügel, der zu erst vernetzt wurde und viel Arbeit im Keller, da viele der Kamine mit Bauschutt zugeschüttet waren und freigeräumt werden mussten. Die Arbeiten liefen natürlich nicht so schnell wie geplant und gewünscht, aber mehr und mehr Wohnungen wurden fertig und wurden angeschlossen. In jede Wohnung wurde ein Cat7 Duplex-Kabel gelegt, so dass eine Buchse der Wanddose in jedem Raum fürs Internet genutzt werden kann, und die andere für Internettelefonie. Die Verteilerswitche (in 7 Unterverteilern im Keller und auf den Spitzdachdachböden) sind auf Gigabit - und damit für die Zukunft - ausgelegt.

Ca. 2000 Arbeitsstunden, 3,5 Kilometer Netzwerkkabel später und ca. 2 Jahre nach der ersten Rundmail, sind alle Wohnungen und WG-Zimmer angeschlossen und wir haben ziemlich genau 20.000 Euro ausgegeben. An laufenden Kosten fallen rund 100 Euro pro Monat an (Anschluss und Strom). Nahezu alle Schwestern nutzen den Internetzugang. Der Serverraum (da wo es auch im Winter im Keller warm ist) wird inzwischen auch "Wohnung Null" genannt, da wir dort zwar nicht viel Schlaf gefunden, aber teils mehr Zeit als in unseren Wohnungen verbracht haben. Der V-DSL-Anschluss von der Telekom (50 Mbit/s Downstream / 10 Mbit/s Upstream) beschert allen Bewohnerinnen und Bewohnern zügiges Internet und auch einer stetig steigenden Zahl (derzeit rund 1/3 der Schwestern) die Möglichkeit der Internettelefonie über die angeschafften 24-port Analogen-Telefon-Adapter für jeden der 7 Unterverteiler, mit denen herkömmliche analoge Telefone VOIP-fähig werden. Nachdem Voice-Over-IP inzwischen zuverlässig funktioniert, probieren wir derzeit IPTV (Internetfernsehen) für alle verfügbar zu machen.

Ein weiterer großer Diskussionspunkt war der Datenschutz. Mit Einführung der "Vorratsdatenspeicherung" durch den Gesetzgeber, sind auch wir gezwungen nachzuhalten, wer wann was gemacht hat, damit ein schwarzes Schaf, falls es hier eine Wohnung findet, auch ausfindig gemacht werden kann und nicht der SchwesternhausVerein dafür haften muss. Daher wurde ein aufwendiger Nutzungsvertrag entworfen, viel diskutiert und beschlossen und zur Identifikation muss sich jede Schwester per VPN einloggen. Heute kommen Neueinzieher spätestens (!) am zweiten Tag ihrer Ankunft zu einem der Vernetzer und brauchen jetzt sofort (!) Internet und auch Zwischenmieter und Notzimmerbewohner können so Kontakt nach Hause und in die Welt halten. Und auch die Selbstverwaltung profitiert von der einfacheren und schnelleren Möglichkeit sich zu besprechen.

Thomas Leveringhaus im Jahre 2009

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letzte Aktualisierung am: 27.07.2011 am: 18.05.2017