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1943: Der zweite Weltkrieg
Auferstanden aus Ruinen
Im Vergleich zu 1897 hatte sich das Leben im Schwesternhaus bis zum Ende der 30er Jahre erheblich verändert. Während der Neubau 1897 mehr oder weniger auf der grünen Wiese errichtet worden war, fand in den 20er und 30er Jahren eine weitere Bebauung der Gegend um das Schwesternhaus statt mit einem Villenviertel an der Heiligen-Geist-Straße, Erweiterungsbauten der Tierärztlichen Hochschule und dem Generalkommando XI der Wehrmacht (dem heutigen Wehrbereichskommando). Gleichzeitig hielt moderner Wohnkomfort ins Haus Einzug: 1925 wurde das Schwesternhaus an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen und 1931 die Straße vorm Haus gepflastert.
1942 stellte der Verwaltungsrat der Schwesternhausstiftung fest, daß die Nachfrage nach Wohnungen sehr groß war. Zu diesem Zeitpunkt lagen 80 Mietgesuche und 30 Kaufgesuche vor. Der Verwaltungsrat beschloß, daß Bewerberinnen bis zu einem Höchstalter von 60 Jahren aufgenommen werden sollten, da das Haus für Pflegebedürftige nicht geeignet war. Für 1943 liegen genauere Angaben über die Bewohnerinnen des Hauses vor. 17 Stiftsdamen waren zwischen 80 und 94 Jahren alt, 21 zwischen 70 und 79 Jahren, 16 zwischen 60 und 69 Jahren und 12 zwischen 50 und 59 Jahren. Das Durchschnittsalter lag bei 72 Jahren. Von den 20 Stiftsdamen im Alter von 65 Jahren oder jünger waren 10 noch berufstätig, z.B. als Krankenschwester, Musiklehrerin, Hausdame oder Verkäuferin. Etwa ein Drittel der Stiftsdamen war verwitwet, etwa zwei Drittel waren ledig.
Die Zerstörung...
Nachdem bei einem Bombenangrif am 10./11. Februar 1941 bereits erste Schäden am Schwesternhaus aufgetreten waren, wurde beim schwersten Luftangriff auf Hannover in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 auch das Schwesternhaus von mehren Brand- und Sprengbomben getroffen. Haupttrakt und Südflügel brannten weitgehend aus. Die Wohnungen 53, 55, 72 und 73 in den oberen Stockwer-ken des Südflügels wurden durch Sprengbomben zerstört. Der Nordflügel blieb durch den Einsatz einiger Stiftsdamen und mit Hilfe militärischer Einheiten weitgehend vom Feuer verschont. Durch die Druck-welle von Sprengbomben wurden im gesamten Haus Fenster und Türen beschädigt, ebenso das Dach des Nordflügels. Nach diesem Bombenangriff waren nur 19 Wohnungen im Nordflügel noch bewohnbar. Die restlichen 56 Wohnungen waren vollständig oder teilweise zerstört und unbewohnbar. Der Verwaltungsrat der Stiftung kommentierte die Ereignisse im Slogan der Zeit: "Der totale Krieg verlangt gebieterisch die Einschränkung aller Bedürfnisse." Zur Sicherung des Fortbestehens des Schwesternhauses muß unter Anlegung eines strengen Maßstabes die Möglichkeit von Einsparungen geprüft werden".
... und der Wiederaufbau
Nachdem der Haupttrakt noch während des Krieges mit einem provisorischen Notdach versehen worden war und einzelne Wohnungen bereits wieder bewohnbar gemacht worden waren, begann nach Kriegsende der weitere Wiederaufbau des Schwesternhauses. Teilweise wurden zerstörte Wohnungen an stiftsfremde Personen vergeben, sog. Ausbaumieter, die sich als Gegenleistung verpflichteten, die Wohnungen auf eigene Kosten wiederherzustellen. So gesellten sich zu den Stiftsdamen auch Ehe-paare und Familien als neue Bewohner des Schwesternhauses. Als letztes wurden die Wohnungen 54 und 55 durch zwei Polizeibeamte wieder aufgebaut. Noch Anfang des Jahres 1949 rotteten diese beiden Wohnungen völlig zerbombt und ausgebrannt vor sich hin. Erst im Laufe des Jahres erhielten sie ein Dach und wurden wieder bewohnbar gemacht. Die zerstörte Kapelle wurde nicht wieder aufgebaut, sondern nur baulich gesichert, d.h. die drei Maßwerkfenster an der Westfront wurden einfach zugemauert. Auch die zerstörten Wohnungen im Dachgeschoß (Wohnung 70-73) wurden nicht wiederhergestellt. Das provisorische Notdach über dem Haupttrakt wurde 1956 durch ein massives Flachdach ersetzt. Die monatliche Miete betrug 1946 56 RM und zwei Jahre später nach der Währungsreform 25 DM.
Michael Schimanski im Jahre 1997