Historische Ansichten des Schwesternhauses
Einleitung
1896 wurde mit dem Bau des Schwesternhauses begonnen und 1897 wurde es fertig gestellt. Seitdem haben das Haus und sein Garten eine bewegte Geschichte mitgemacht, die unter schwesternhaus.de/das-haus/geschichte.html etwas detaillierter beschrieben wird.
Wir haben einige Fotos zusammengestellt, die uns eine Reise in die Vergangenheit erlauben. Wir können nicht alle Fotos genau datieren - bzw. nur Mutmaßungen dazu anstellen - und übersehen vielleicht auch interessante Details. Wir freuen uns über Kommentare und Hinweise.
Leider liegen uns nur wenige Fotos aus der Nachkriegszeit und aus den vergangenen Jahrzehnten studentischen Wohnens vor. Wir würden uns sehr freuen, wenn vor allem Ehemalige noch Fotos finden und uns zusenden. Wir nehmen alles! Die Digitalisierungen können wir auch gerne übernehmen.
Hinweise auf einige Aspekte
Zu Beginn einige Anregungen, auf die es sich zu achten lohnt:
- Der Vergleich der Höhe der Bäume und Sträucher von verschiedenen Fotos hat uns geholfen das Herstellungsdatum der Fotos abzuschätzen.
- Auffällig auf einigen Fotos ist die ansehnliche Grundstückseinfriedung durch den durch künstlerisch gestaltete Sandsteinelemente gegliederten Zaun, von dem heute leider nur noch wenige Einzelteile erhalten sind. Für eine Wiederherstellung fehlt uns leider (bisher) das (Förder-)Geld.
- Im Bereich der Giebel weicht die heutige Anordnung der Fenster teils deutlich von der historischen Anordnung ab. Des Weiteren hatte der Mittelgiebel über den Haupteingang eine Zierspitze und der gartenseitige Giebel des Ost-West-Flügels war höher, als wir ihn heute vorfinden. Vermutlich lagen auch hier kriegsbedingte Zerstörungen vor, die (ehrlich gesagt) etwas lieblos repariert wurden.
- Das Dach weist eine Vielzahl von Schornsteinen auf, von denen heute nur noch wenige erhalten sind. Die meisten sind vermutlich durch den Krieg zerstört worden (und einer musste 2013 der Photovoltaikanlage weichen), jedoch lassen die Bilder beim Reinzoomen erkennen, dass selbst dieses Gebäudedetail nicht einfach funktional erstellt worden ist, sondern als architektonisches Schmuckelement verstanden wurde, da es zwei umlaufende Zierelemente hat.
- Des Weiteren ist auf manchen Fotos zu erkennen, dass einige der in Sandstein eingefassten Fensteröffnungen an den Eckwohnungen (Nord-Ost-Ecke, Süd-West-Ecke und Süd-Ost-Ecke) zugemauert sind. Diesen Zustand finden wir heute auch vor. Einige der alten Fotos zeigen in den Fenstern jedoch noch die üblichen Fensterflügel. Es ist davon auszugehen, dass nutzbare Fenster den ursprünglichen Zustand darstellen. Über den Anlass der schon kurz nach der Fertigstellung erfolgten Vermauerung können wir nur spekulieren:
- Möglicherweise waren die Eckwohnungen mit zwei Fenstern in einem Raum schlecht warm zu halten.
- Möglicherweise fehlten in den Eckwohnungen auch schlicht Stellflächen für Schränke o.Ä.
- Zugemauerte Fensteröffnungen sind aus Gegenden bekannt, in denen Fenstersteuern (https://de.wikipedia.org/wiki/Fenstersteuer) erhoben wurden. Seit dem Prager Frieden 1866 gehörte das Königreich Hannover zu Preußen und Preußen war seit 1871 Teil des deutschen Kaiserreichs, das während der Bauzeit des Schwesternhauses (1896-1897) bestand.
Ob es eine „Thür- und Fenstersteuer“ auch im Königreich Hannover gab, bedarf weiterer Recherchen, aber in England (und in Frankreich) gab es sie. Auch für Preußen ist sie im 19. Jahrhundert belegt. Im französisch geprägten Elsass-Lothringen (ebenfalls Teil des deutschen Kaiserreichs) wurde die Fenstersteuer bereits 1895 abgeschafft.
Bauphase - Irgendwann zwischen 1896 und 1897
28.04.1899 bzw. davor.
Zumindest wurde die Postkarte an diesem Datum geschrieben. Das Foto ist vermutlich noch etwas älter und somit vermutlich das älteste Foto vom fertig gestellten Schwesternhaus, welches uns vorliegt. Im Hintergrund ist das prunkvolle Heilige-Geist-Stift zu sehen, welches bereits 1892-1895 gebaut wurde.
Fotografiert vom heutigen Gelände der Bundeswehr (nun ja, die ist ja auch nicht mehr da ...). Was wäre es schön, heute noch das freie Feld zu haben ...
Ob am rechten Bildrand bereits erste Teile der vermutlich in Bau befindlichen "Königliche thierärztliche Hochschule Hannover", die 1899 an ihren heutigen Standort gezogen ist, lässt sich nur vermuten.
Was sonst noch so auffällt:
- Die Bäume sind noch eher als Sträucher zu bezeichnen - den Zustand der Gartenbepflanzungen werden wir zur Datierung des folgenden Fotos verwenden;
- Die Fenster an der Nordseite der Nord-Ost-Ecke und an der Ostseite des Süd-Ost-Ecke sind bereits zugemauert;
- Der Treppengiebel an der Nordseite zeigt schon unschöne Ablaufspuren (die sind auf anderen Fotos noch besser zu erkennen). Diese Probleme haben wir (teilweise) noch heute.
dasselbe Datum?
Wenn der Fotograf schon mal da war (für das vorherige Foto?), wird er vermutlich nicht nur ein Foto gemacht haben:
Die Höhe von Bäumen und Sträuchen und die Ablaufspuren am Treppengiebel der Nordseite auf diesem und dem vorangegangenen Bild ähneln sich sehr. Des Weiteren ist auf beiden Fotos dasselbe Fenster im Ost-West-Flur des 2. OGs geöffnet, sodass die Behauptung aufgestellt werden kann, dass das Foto am selben Tag aufgenommen worden ist.
Verglichen mit dem folgenden Bild, sind die alleeartig angeordneten Bäume an der Straße noch eher kleiner.
Was sonst noch so auffällt:
- Der ansehnliche Turm mit Uhr und Glocke wurde leider im zweiten Weltkrieg zerstört und leider (noch?) nicht wieder vollständig aufgebaut;
- die Fenster oberhalb der Kapellenfenster ebensowenig;
- die Zierspitze über dem straßenseitigen Haupteingang auch nicht;
- die Turmdächer über den Treppenhäusern neben dem straßenseitigen Haupteingang wurden erst 1995 wieder errichtet, aber deutlich flacher.
- Vermutlich werfen schon die Gebäude der "Königliche thierärztliche Hochschule Hannover" ihre Schatten auf die Straße.
==> Es gibt noch viel zu tun ...
1905 - Straßenansicht
Unten links im Bild ist eine Bildunterschrift zu erkennen, die das Jahr 1905 ausweist. Die alleeartig angeordneten Bäume an der Straße sind schon ungefähr halb so hoch wie das Gebäude.
Die Bild der Straßenansicht enthält viele interessante Details:
- Zwei Schwestern, unterwegs mit kleinem Kind. Ob das Kind auch im Schwesternhaus gewohnt hat?
- Mit dem Foto ist bewiesen, dass es auch damals schon Hunde am (oder sogar im?) Schwesternhaus gab.
- Vor dem Südeingang stand eine kleine Hütte. Welchen Zweck diese hatte, lässt sich nur vermuten.
- Die Fassade, vor allem im Bereich der Treppengiebel, weist starke Schäden auf. Es sieht so aus, als ob einige Stellen bereits ausgebessert worden sind. Das Problem haben wir bis heute nur schwer in den Griff bekommen ...
- Das Treppenhaus neben dem straßenseitigen Haupteingang hat ein Fenster mehr als heute. Interessanterweise sind am oberen Teil des Treppenhauses Ziegel zu erkennen.
- Keins der auf dem Foto sichtbaren Fenster war 1905 zugemauert. Heute finden wir jedoch straßenseitig neben dem Südeingang drei zugemauerte Fenster vor, wobei das oberste Fenster nicht einmal mehr erkennbar ist. Wann es hierzu kam, ist aktuell nicht nachvollziehbar.
Irgendwann später ... Ansicht von Süden
Es fällt schwer, das Bild zu datieren.
Das erste Bild von 1899 erlaubt einen fernen Blick in den Garten und im Vergleich sind die Bäume und Sträucher im obigen Bild deutlich größer. Auch an der Fassade finden sich Rankpflanzen, die auf dem Bild von 1899 noch nicht zu erkennen sind. Vielleicht kann jemand Fachkundiges die Baum- und Pflanzenarten erkennen und anhand der Höhe das Alter bestimmen?
Im Vergleich mit der Straßenansicht von 1905 fällt auf, dass die Hütte am Südeingang in etwa die Höhe des Fenstersurzes des EG hat, sodass sie auf dem Foto der Gartenansicht zu sehen sein müsste. Möglicherweise ist sie aber auch aufgrund der dichten Pflanzen nicht zu sehen.
Was sonst noch so auffällt:
- Der Garten gleicht einer Parkanlage. Die um den Teich kreisförmig angeordneten Wege müssten eigentlich noch wiederzufinden sein.
- Der gartenseitige Treppengiebel des Ost-West-Flügels hat eine zu den anderen Treppengiebeln passende Spitze. Heute ist diese deutlich kleiner. Vermutlich hatte sie im Krieg Schaden genommen und wurde nur halbherzig wieder hergestellt. Interessanterweise hat dieser Treppengiebel nur ein Fenster. Alle anderen Giebel haben mehrere Fenster, sind aber auch nicht einheitlich in der Gestaltung.
- Drei Fenster an der Ostseite der Süd-Ost-Ecke des Gebäudes sind bereits zugemauert. Diesen Zustand finden wir heute noch vor. Ebenso drei Fenster an der Südseite der Nord-Ost-Ecke des Gebäudes. Die Fenster neben dem Südeingang sind noch nicht zugemauert.
- Am linken Bildrand sind Bauten auf dem Grundstück der "Königlich thierärztlichen Hochschule Hannover" zu sehen. Um welches Institut handelt es sich?
Noch später - Ein Fototag im Garten
Die zwei Bilder sind ziemlich sicher an einem Tag aufgenommen worden, da auf beiden Bildern gleiche Personen in gleicher Kleidung und nahezu gleichen Standorten und Positionen zu sehen sind.
Des Weiteren ist der Bewuchs mit Rankgewächs am gartenseitigen Mittelgiebel und um die gartenseitigen Fenster gleich.
Da dieser Bewuchs und die Sträucher und Bäume im Garten erkennbar größer und umfangreicher sind als auf dem vorherigen Bild, ist es zeitlich später einzuordnen.
Die Bilder zeigen eine gepflegte Parkanlage an einem Frühlings- oder Sommertag.
Schwesternhaus - das bedeutete auch früher schon Arbeit
Das Bild liegt uns leider nur in schlechter Qualität vor.
Bei Betrachtung des Rankgewächses am gartenseitigen Mittelgiebel fällt auf, dass dieses noch umfangreicher ist als auf den vorherigen Bildern, sodass vermutet werden kann, dass dieses Bild noch nach den vorherigen entstanden ist. Allerdings sind die Fenster auf dem Bild schon wieder oder noch frei von Rankgewächs. Eine Datierung fällt schwer.
Ansonsten sind Schwesternhaus-Bewohnerinnen bei der Arbeit zu sehen. Vermutlich gab es auch damals schon Arbeitsstunden.
Turmansicht die zweite - irgendwann später
Die Perspektive hatten wir schon einmal - aber dieses Bild ist einige Jahre später aufgenommen worden, was an den deutlich größeren Bäumen zu erkennen ist.
Ebenso ist zu sehen, dass der Nordeingang leicht verändert wurde, da sich nun darüber eine Fassadenaufschrift (siehe nächstes Bild) findet. Vorher war dort irgendetwas Unerkennbares. Interessanterweise sehen die Ziffernblätter der Turmuhr auch anders aus. Möglicherweise nur eine Folge unterschiedlicher Belichtung.
Nordeingang in den 70er oder 80er Jahren
Das Bild zeigt den Nordeingang in den 70er oder 80er Jahren. Es ist der noch heute lesenswerten studentischen Arbeit "Die zweite Geburt" entnommen, die im Wintersemester 83/84 am Institut für Architekturplanung über das Schwesternhaus geschrieben worden ist und unter schwesternhaus.de/das-haus/geschichte.html verlinkt ist.
Sehenswert ist vor allem die Überschrift über dem Eingang, die auch heute noch auf Wiederherstellung wartet.
Der Müllcontainer vor dem Eingang hatte wohl eher praktischen als dekorativen Nutzen ...
100011 im Juli 2016